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Wie stellst du dir Gott vor?
Gar nicht, denn ein Gott, den ich mir vorstelle, den ich mir selbst zusammenbaue, ist natürlich kein Gott, sondern ein Fantasiegebilde, eine Comicfigur – oder ein Götze.
OK, aber du hast ein Bild von Gott im Kopf, ob du willst oder nicht. Anders kannst du nicht an ihn denken, über ihn nachdenken, zu ihm beten...
Wahrscheinlich.
Die Kunstdarstellungen und was ich lese und höre prägt mich.
Moment mal:
Gerade
die Bibel ist voll von Eigenschaften Gottes: Er ist barmherzig, ist mächtig, Herrscher, Vater, Hirte hat Arme, Ohren, Augen. Also ist das doch OK, Gott in Bildern zu beschreiben. Jesus sagt von sich ja auch: Ich bin das Licht der Welt, der Weinstock, das Wasser des Lebens... Das sind doch Bilder!
Aber gerade die Bibel warnt auch davor, sich ein Bildnis zu machen von Gott...
Ich dachte immer, „kein Bildnis machen“ soll heißen, man darf sich keine Skulptur oder Figur aus Holz, Ton, Gips und so machen oder aus Gold wie das goldene Kalb – Objekte, die man dann anstelle von Gott anbetet...
Sicher. Aber da ist, denke ich, noch etwas anderes gemeint, nämlich die Warnung, unsere notwendigen Bilder und Vorstellungen, die wir nun mal von Gott haben, anstelle des lebendigen Gottes zu setzen.
Es sind nämlich wirklich nur Bilder, sie gehen an der Wirklichkeit Gottes weit vorbei.
Und da Gott dann anders ist als das Bild, das ich mir von ihm gemacht habe, werde ich an Gott irre. Dann kommen die Zweifel auf: ... Ich versteh Gott nicht. Gott ist so anders - Gott ist tot.
Als ein Mann diesen Satz: „Gott ist tot“ mal dem Pfarrer Wilhelm Busch sagte, bestätigte der begeistert mit etwa diesen Worten: „Da haben Sie absolut recht! – Der Gott, auf den Sie gerade geschimpft haben, der ist wirklich tot. Und das ist gut so.“
Ja - , was machen wir nun: Ohne Bilder können wir nicht denken -
- und mit Bildern denken wir falsch... Was ist zu tun?
Eigentlich dasselbe, was wir auch sonst tun müssen, wenn sich Vorurteile aufgebaut haben zB gegenüber Menschen: Die Vorurteile einfach fallen lassen und neu hinhören, neu hinschauen - uns neu auf Gott einlassen...
Vorurteile fallen lassen... Das ist nicht leicht. Aber es lohnt sich - es geht schließlich nicht darum, was ich mir unter Gott vorstelle, sondern wie Gott IST.
est
Ich bete jetzt...
Ja, jetzt ist die Zeit ideal. 11.45 Uhr.
Jetzt bete ich.
Ein Tässchen Kaffee dabei?
Das wäre sehr gut. Ich hatte noch keinen heute morgen.
Ein Tässchen Kaffee.
Das könnte ich immer so machen. Kaffee beim Beten.
Das hält munter und – es ist ja auch etwas besonders, das Beten.
Warum nicht mit Kaffee.
Warum ist da noch niemand drauf gekommen.
So.
Also.
Obwohl – so mitten am Tag beten – ich sollte das eigentlich morgens früh machen. Das wäre viel sinnvoller. So mitten am Tag – und wenn ich zu lange bete, sind die Geschäfte gleich zu. Aber heute brauche ich nichts.
Ich brauche überhaupt sehr wenig. Ich hab ja alles. Wer kann das schon von sich sagen. Man müsste viel dankbarer sein. Man müsste...Ich müsste...
O, die Sonne scheint direkt auf die Möbel und den Teppich.
Jalousien runter, auf einen Spalt. So ist das gut und gemütlich.
Richtig gemütlich.
Ja, eigentlich müsste ich sehr dankbar sein. Für alles. Auch für diese Zeit und diese gemütliche Ecke.
Wer hat das schon.
Bin ich aber auch, dankbar. Jetzt. Manchmal hält das ja auch länger an, das mit der Dankbarkeit. Aber ich motze auch öfters. Bei anderen mag ich das gar nicht. Das geht mir auf den Wecker. Aber – ich tu das ja auch – motzen über andere, die so wenig sensibel sind oder unhöflich und manchmal gemein, über Dinge, die nicht funktionieren, über die lieben Verwandten, die – lassen wir das jetzt.
Ich sitze ja hier, um zu beten.
Übrigens: Ich bin wirklich manchmal sauer und ärgere mich über alles Mögliche.
Ärgern ist so etwas Überflüssiges und Dummes. Denn: entweder ich kann die Sache ändern, dann muss ich sie eben ändern oder ich kann es nicht, dann macht das Ärgern nur, dass es auch mir noch schlecht geht.
Wenn ich mir das doch nur abgewöhnen könnte.
Es ist zu ärgerlich, ich kriege es nicht hin.
Das ärgert mich so – aber dieser Ärger – wenn er dazu führt, dass ich mich dann nicht mehr ärgere –
dann ist der doch gut, der Ärger...
Ach, beten, ja.
Was ist denn nun. Gott, ist das schwer... Wäre es nicht viel einfacher, Du Gott, würdest mir all diese krausen Gedanke aus dem Kopf pusten und, und lachen, dass ich so dumm bin. Und sagen: Komm, jetzt reden wir mal ernsthaft miteinander.
So bin ich: Ich kann immer anderen sagen, was sie tun sollten. Anderen.
Was ich gerne wüsste ist, warum heute noch niemand angerufen hat. Vielleicht liegt nur der Hörer nicht richtig. Ich... aber vielleicht... bei mir liegt auch irgendwie der Hörer nicht richtig, wo ich gerade doch mit Gott beten, ihn anrufen will. Und vielleicht möchte er mir etwas sagen. Aber der kommt gar nicht durch, weil ich noch gar nicht angefangen habe zu beten – und nun ist die Zeit schon fast abgelaufen.
Immer dasselbe.
Die zeit ist bald um und ich habe immer noch nicht gebetet.
Vielleicht ist meine Zeit überhaupt bald abgelaufen und ich habe immer noch nicht richtig und ernsthaft und von ganzem Herzen und so...
Aber – hat er mir nicht gerade eine Menge gesagt: das mit der Dankbarkeit und das mit dem Wissen müssen, dass manches nicht so wichtig ist, das mit dem Ärgern, dass das bei mir aufhören muss und dass es Wichtigeres gibt, dass ich dafür ich ein Ohr haben muss, besonders, wenn es von oben kommt und mitten am Tag...
Habe ich vielleicht doch - gebetet?
Jedenfalls: Gott hatte bei mir eine Chance – und ich glaube, er hat sie voll genutzt. ich glaube.
O, der Kaffee ist noch ein wenig warm.
Demnächst, wenn ich bete - nur mit Kaffee.
est
Gold - wie das klingt.
Mit Gold - wenn man es denn hätte -
könnte man Träume verwirklichen
Man hat es nicht.
Andere haben es.
Nicht nur das Gold - alles ist so ungerecht verteilt:
Begabung, Charisma, Chancen.
Überall sind Leute, die „es“ besser haben,
die besser ankommen bei anderen, attraktiver sind,
mehr Glück haben und mehr Einfluss.
OK. Gott schütze sie und lass es ihnen zum Segen werden.
Ich will zufrieden sein mit dem, was ich habe und kann.
Das ist wenig und das ist viel.
Ich will nicht neidisch sein und nicht überheblich.
Ich will frei sein zur Liebe.
Zu deiner Liebe.
Denn du bist mein Herr und mein Gott.
est
Ich bin der Herr, dein Gott,
du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen.