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Ich zweifle manchmal - ist das schlimm?

 

 

Robbi geht an der Kirche  vorbei. Da öffnet sich die Türe und heraus kommt sein Freund Anton, ein erklärter Atheist.

Robbi fragt lachend:

„Du warst in der Kirche? Du sagtest doch immer: Es gibt keinen Gott!“

Anton: „Das sage ich auch jetzt noch – Aber weiß ich, ob ich recht habe?“

 

Ein Atheist, der im Zweifel ist, ob es Gott nicht doch gibt. Gut so. Man kann seinen eigenen Gedankenkonstruktionen und Überzeugungen ja nicht durchweg vertrauen. Oder? Es gibt aber auch Christen, die im Zweifel sind, ob...

Ein Christ der zweifelt...? Da gibt es die einen, die können nur warnen:

 

Fange gar nicht erst an damit; mit dem Zweifel: Stimmt dieses, stimmt jenes in der Bibel? Sollte Jesus wirklich gesagt haben... Weise jeden Zweifel weit von dir! Es kann ganz schnell passieren, dass du alles infrage stellst und – in Nullkommanichts ist dein Glaube hin.

 Haben sie recht, die Leute, die so reagieren? Sicher ist, dass man mit Verdacht und Unterstellung und Zweifel alles kaputt machen kann, zwischen Menschen aber auch zwischen Mensch und Gott. Also: Sollte man dann - aus Angst, dass der Glaube einen Knacks bekommt, den Zweifel gar nicht erst zulassen? Sollte man auf jeden Fall die Zweifel vermeiden, unterdrücken, wegschieben und so tun als hätte man keine?  Eine Show abziehen als Superchrist? Das passt nicht zusammen.

 Andere sagen:

Ein Christ, der zweifelt, das ist einer, der  nachdenkt, der den Glauben ernst nimmt, der ihn hinterfragt  und sich vergewissert. Sicher: Er kann den Glauben zer-denken. Wenn er aber ernsthaft zweifelt, dann sollte er auch an seinem Zweifel zweifeln und seine Probleme vor Gott bringen. Sein Glaube könnte immer tiefer werden.

Das ist schon richtig:

das Zweifeln, das Überdenken, gehört zum Menschen. Das ist kein Defekt. Der Zweifel kann wie ein Motor sein, der einen weiterbringt, zu tieferem Glauben.Der Zweifel verhindert, dass der Glaube nebensächlich wird, ein Schattendasein führt, ein Verfallsdatum bekommt.

Wer auch an seinem eigenen Durchblick zweifeln kann, der kann auch mal das, was er nicht begreift, was ihm problematisch vorkommt, stehen lassen. Gott ist eben nicht nur so groß, wie ich ihn denken kann. Seine Macht und Größe und seine Liebe hängen nicht von mir ab, ob ich ihn begreifen, seine Liebe immer empfinden und sein Tun nachvollziehen kann.

 

Ich sollte das einfach mal so stehen lassen. Einfach mal zugeben: Hier habe ich Zweifel, Probleme.

 

Wenn ich mit Wundern Probleme habe oder mit der Jungfrauengeburt oder der Opferung Isaaks, - dann kann ich diese Zweifel vorerst auch stehen lassen und mich erst mal an das halten, was mich berührt, begeistert, was ich verstehe. Glaube ist eine Beziehungssache, wie die Liebe zu meinen Liebsten, ja der Glaube beruht darauf, dass ER, Gott uns zuerst geliebt hat und dass wir IHN dafür lieben. Probleme  und Vertrauen - wie in menschlichen Beziehungen, so kann das auch in unserem Verhältnis zu Gott nebeneinander stehen.

Ganz extrem bei dem Mann, der zu Jesus sagte:

„Ich glaube! Hilf meinem Unglauben.“ Markus 9,24

Oder bei Abraham, der Gott auslachte, als er ihm und Sarah noch in hohem Alter einen Sohn verhieß – und der zugleich anbetend vor Gott niederfiel.(Genesis 17, 1-22) – der sogar seinen Sohn dann Isaak (Gott lacht) nannte und nicht daran zweifelte, dass durch Isaak seine Nachkommen so zahlreich würden wie die Sterne am Himmel – denn Gott hatte es gesagt. Abraham lachte, aber er vertraute Gott.

Die Frage ist ja eigentlich nicht: Darf ich zweifeln...?

Die Frage ist:Wie gehe ich mit meinen Zweifeln um? Verdränge ich sie? Lasse  ich sie übermäßig wuchern? Lasse ich sie über mich herrschen.

Es ist gut, sie mit anderen zu bedenken. Nicht mit Menschen, die sofort auf alles generell eine Antwort haben – wohl aber mit denjenigen Menschen, die sich mit dem Zweifelnden zusammen tiefer hineinfragen in das, was hinter dem Zweifel steckt:

 „Meistens steckt in einem Zweifel ein Hinweis. Ein Hinweis auf solche Bereiche in meinem Fühlen und Denken, in meinen Beziehungen zu Menschen oder Gott, die reifen wollen und reifen sollen.“ Tobias Wittenberg in „Aufatmen“ 4/2011

 

Erika Steinbeck

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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