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Zuhause - Bin ich Einzelkind?

 

 

 

 

 Geschwisterlich leben – Heimat in der Gemeinde

 

Ich erinnere mich noch an eine Frau, die eines Tages, vor etwa 20 Jahren,  unseren Infokasten vor dem Kindergarten entdeckte. Er gefiel ihr so gut, dass sie sich entschloss: In diese Gemeinde schau ich mal rein! Und sie kam, sah, hörte, musizierte mit uns – und blieb. Leider starb sie nach einigen Jahren, viel, viel zu früh. Sie kam aus Bochum, brachte sehr viel Liebe und Herzlichkeit mit – und, wen wundert es? – erfuhr auch sehr viel Herzlichkeit.

 

Diese liebe Dame hatte in unserer Gemeinde neue Freunde gefunden, die Gottesdienste mochte sie nicht mehr missen, kurz: die Jesus-lebt-Kirche wurde ihr geistliches Zuhause.

 

An ihr erlebte ich es deutlich, dass „geistliches Zuhause“ nicht nur bedeutet, dass ihr die Gottesdienste wichtig waren und die Begegnung mit so viel unterschiedlichen Menschen. Die Gemeinde wurde ihre Gemeinde. Sie  fühlte sich – nicht nur akzeptiert – sie fühlte sich dazugehörig,. So sagte sie bald nicht: „EureJesus-lebt-Gemeinde“, sondern:“MeineJesus-lebt-Gemeinde.“

 

Wenn diese Dame aus Bochum jetzt noch lebte – ich würde sie gerne fragen: „Sie haben eine so offene Art – sind immer freundlich, fällt Ihnen das denn bei allen Leuten hier wirklich leicht?“

Wahrscheinlich würde sie antworten: „Leicht – nein. Ich bin ja auch manchmal so ganz anderes als manche anderen. Aber – wir sind doch alle Kinder eines Vaters. Geschwister.

Oder? “

 

Natürlich. Wir beten gemeinsam „Unser Vater“ – und  die Kinder des Vaters sind Geschwister.  Ich bin kein Einzelkind!!! Wenn Gott mein barmherziger Vater ist, schaut er auch die anderen Kinder mit barmherzigen Augen an.

Das Vaterunser geht uns leicht von den Lippen. Aber meist bleibt es dabei. Also: Früher habe ich gar nicht darüber nachgedacht, was die Konsequenzen sind.

Man müsste dich und mich z.B. fragen dürfen: „Wie geht es Deinen Geschwistern?“

Weiß ich das? Habe ich darauf eine Antwort? Ist es mir wichtig? Bin ich eine liebevoll, besorgte Schwester, ein hilfsbereiter, aufmerksamer Bruder? O ja doch, meine Freunde sind mir wichtig!

Freunde – ja. Und die Geschwister „im Herrn“, die aus dem Vaterunser, die nicht zu den Freunden zählen. Dier du nicht spontan in deinen Fanclub einreihen möchtest. Du musst sie nicht alle umarmen – nur – welche Haltung nimmst du ihnen gegenüber ein? Wie siehst du sie? Wie begegnest Du ihnen, was denkst du über sie. Hast du gute Gedanken über sie? Fühlst du mit ihnen? Segnest du sie? Betest du für sie? Lass ich sie sein, wie sie sind? Bin ich ehrlich? Aufdringlich? Grob?

Will ich einigen ausweichen, sie verpassen?

 

Ich muss nicht für alle überall da sein – aber diejenigen, die „Gott mir schickt“, „vor die Füße legt“... weiche ich aus oder nehme ich sie an, „sehe ich sie“, spüre ich, was ihnen gut tut?

Ganz allgemein gefragt:

Und spürt man uns in der Gemeinde an, dass wir Geschwister sind?

Oder steht „Vater“ nur auf dem Papier, ist er eine Karteileiche? Ein Stiefvater??

Ist das mit den geschwistern nur so eine Formsache?

 

Ja, darüber würde ich mit ihr sprechen wollen, mit der Dame von damals. Ich bin sicher, dass sie etwa so fortfahren würde:
„Ohne Liebe geht gar nichts. Aber wenn mir bewusst wird, mit welcher Liebe ich geliebt bin, dann habe ich auch viel – es ist dann wie ein Springbrunnen.“

Mit ihr kann ich nicht mehr reden – aber mit so vielen anderen.

Und das habe ich gemacht.

 

Da ging uns auch so vieles durch den Kopf, ich fasse mal zusammen:

 

Nein – das mit den geschwistern, das ist nicht nur Formsache – das ist Chefsache!!!

Jesus sagt : „Bleibt in mir, so bleibe ich in euch“, Johannes 15. Und wenn er in mir ist, dann ist er auch in Dir und in dem da und in der da. Ich kann ihm vor und nach dem Gottesdienst begegnen in meinen Geschwistern... Ein faszinierender Gedanke. Und was ich im Gottesdienst gehört habe, das kann gleich danach in die Tat umgesetzt werden. Worte habe ich gehört, Worte gesungen und gebetet – und nun kann das Wort Fleisch werden und in der Liebe tätig werden. Kann? Muss!Der Glaube kann nur lebendig bleiben und wachsen, wenn er gelebt wird. Whow!

 

Aber- wo ist das möglich? Wo habe ich echt eine Chance,  so vielen Menschen Schwester oder Bruder zu sein?

Kurz vor dem Gottesdienst?An der Garderobe? An der Eingangstüre? Wenn schon die Musik das Eingangsstück spielt? Auch da! man kann signalisieren: Ich sehe dich! Schön dich zu sehen!

Aber das ist natürlich zu wenig.

 

Oder hinterher?Da ist doch keine Ruhe. Rede ich mit einem Menschen, gehen viele vprbei, die ich nioch nicht mal begrüßen kann. Sage ich jedem „Hallo!“ kann ich mich auf kein Gespräch einlassen.

Aber wenn mir jemand ganz wichtig ist, werde ich ihm begegnen, werde ich Zeit für ihn finden und Ruhe. Vielleicht nicht sofort, in einem anderen Raum... O, es ist so wichtig, wie es in mir aussieht, ob ich meinem gegenüber mit Liebe begegne und schon für ihn bete, bevor er drum bittet. Und dann kann sich viel aus einer kurzen begegnung ergeben: Ein telefonat, ein e-mail-Gruß, eine Verabredung, ein Spaziergang,... Bewunderung, Freundschaft – Barmherzigkeit...

Gott kann so viel in eine kurze Begegnung packen, so viel anstoßen. Er hat so viele Möglichkeiten – ich sollte nicht bremsen.

 

Aber die Frage bleibt:

Wo habe ich echt eine Chance,  so vielen Menschen Schwester oder Bruder zu sein?

Uns ist eigentlich recht viel eingefallen. Aber es könnte noch viel mehr sein, sagte jemand:

 

  • Da wo wir gemeinsam an einer Sache arbeiten, dienen, da lernen wir einander kennen . Bei Aktionen rund um das Kirchgebäude und den Kirchgarten, säubern, reparieren... Heinzelwerker, Arbeitsfeiertag oder wie die Aktionen heißen. Da kann es sichtbar werden, dass wir uns in einer Liebe begegnen können, die trägt.. Da gibt es auch immer Situationen, bei denen wir an einander scheitern oder neuen Zugang zu einander finden – je nachdem, wie viel Liebe dabei ist.
  • In den Musikteams, in den verschiedenen Vorbereitungskreisen z. B. für Gottesdienste oder Mitarbeiterfeste,  beim Kaffeedienst, Tensing (besonders wenn dann bei Konzerten auch die Hilfe Erwachsener gebraucht wird), im Kindergottesdiensthelferkreis, Redaktionskreis, Presbyterium, Jugendleiterkreis. Seniorenkreis, Club 60.
  • Bei den Freizeiten für gemeinde, Jugend, Männer etc.

Es ist so faszinierend, Menschen kennen zu lernen, die anders ticken und gar nicht „esrte Wahl“ sind – auf der Straße würde man sie übersehen. Und wenn man sie näher kennenlernt, werden es kostbare Freunde... und liebe Geschwister!

Wo geschieht das noch?

  • Beim Besuchsdienst. Beim Verteilen der „BOTE“n. Ich habe in den Jahren, in denen das auch meine Aufgabe war, gute Kontakte knüpfen können.
  • Trauernde begleiten. Die ökumenische Aktion „Miteinander-füreinander“.
  • Eine Besonderheit ist „Wanted“ – das ist Spieleabend, Frühstückstreff, Stammtisch oder Mit-einander-verreisen (nach Borkum oder Langeoog oder Leipzig) oder miteinander feiern (Sylvester) – es geht nicht nur darum, was man macht, sondern auch wie. Auch ein Mit-einander, Für-einander.
  • Dann sind da Hauskreise, in denen man sich wirklich persönlich näher kommt und „Geschwister sein“ nicht theoretisch bleiben kann.
  • Was viele schon erfahren haben: Seminare sind gute Chancen Wege gemeinsam zu gehen.
  • Sie schaffen oft eine große Nähe und Verständnis für andere.
  • Und dann - haben wir so viele Möglichkeiten, einzuladen, sich zusammen zu setzen, einander Hilfe zu leisten, eine Freude zu machen... Man muss ja nicht darauf warten, dass jemand anderes die Initiativer ergreift. Uns muss nur aufgehen: Nur verstehen: Sind wir bei Gott zuhause, haben wir Schwestern und Brüder!

 

Wir brauchen das so sehr, dass wir das umsetzen, was uns im Gottesdienst und im Gebet wichtig wurde: Im Gottesdienst sind wir Hörende, Singende, Betende. Wir stehen und sitzen. Ist der Gottesdienst vorbei, müssen wir tätig werden, das umsetzen, was uns hoffentlich auf den Nägeln brennt. Liebe muss umgesetzt werden, das Wort muss lebendig werden, Fleisch werden.Gott selbst möchte in uns Wohnung finden und durch uns heilend und heilsam werden. Was nützt es uns, wenn wir voll Wissen nach Hause gehen. Für diesen wunderbaren Glauben reicht der Kopf doch nicht.

 

Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden,
nicht ein Gesundsein, sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,

nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.

Wir sins noch nicht, wir werdes aber.

Es ist noch nicht getan oder geschehen, es ist aber im Gang und im Schwang.

Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.

Martin Luther

 

Vielleicht  schon morgen sagt irgend ein netter oder trauriger oder schwacher oder starker Mensch „Meine Gemeinde“, weil er sich gerade unter Christen wohl fühlt hat, geborgen, akzeptiert, begleitet, geliebt.

Weil auch er Heimat gefunden hat. Bei Gott.

Und weil er nun eine Familie hat.

 

Ich bin am Schluss dieses Botenartikjels angekommen. Es ist Montag. Gestern saß ich im Gottesdinest weit hinten (ich kam etwas spät an). Ich hatte viele Menschen im Blickfeld. Da wurde plötzlich ein Gedanke ganz groß und machte mich betroffen (war mir das denn sonst nicht so klar?) und zugleich glücklich (endlich begriffen!):

Das sind sie ja, meine Geschwister!

Herr, segne sie. Bitte.

Erika Steinbeck

 

 

                                  

 

                     

 

 

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